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Gasbranche: 3,5 Mrd. Investitionsbedarf für Wasserstoff-Netz

Gasbranche: 3,5 Mrd. Investitionsbedarf für Wasserstoff-Netz
Künftig soll grüner Wasserstoff durch die Pipelines fließen - Wien, APA/THEMENBILD

Die österreichische Gaswirtschaft drängt auf den Ausbau der bestehenden Gasinfrastruktur, damit grüner Wasserstoff künftig transportiert werden kann. Das dafür notwendige Investitionsvolumen beziffert Stefan Wagenhofer, Präsident des Branchenverbandes ÖVGW, mit 3,5 Mrd. Euro. Das sei ein überschaubarer Betrag verglichen mit dem Volumen beim Stromnetzausbau. Eile sei geboten, um Österreich als Drehscheibe für die künftige Wasserstoff-Verteilung in Europa im Spiel zu halten.

Vor allem das Gaswirtschaftsgesetz (GWG) müsse rasch durch den Nationalrat gebracht werden, um Planungssicherheit sowie Investitionsanreize zu schaffen, mahnt Wagenhofer. Er ist Geschäftsführer des Gasfernleitungs- und Verteilernetzbetreibers Gas Connect Austria und seit Jahresbeginn auch Präsident der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW).

„Hochlaufkonto“ soll Finanzierung ermöglichen

Neben der politischen Entscheidung brauche man auch ein geeignetes Finanzierungsmodell. Das Problem bei der Umstellung auf Wasserstoff sei, dass man mit einem Gasnetz in Österreich zwar rund 200 Mio. Euro Einnahmen pro Jahr erzielen könne, aber wegen der anfangs geringen Wasserstoffmengen würden diese Einnahmen erst später anfallen. Wagenhofer stellt sich daher ein „Hochlaufkonto“ mit Staatsgarantie als Rechtsrahmen für Investoren vor. Anfangs wäre dieses Konto im Minus, aber es würde im Laufe der Jahre durch die normalen Tarife gedeckt. Eine Garantie kostet nichts, ermögliche aber eine günstigere Finanzierung, erklärte der ÖVGW-Präsident. „Das ist ein Modell, mit dem wir sehr budgetschonend relativ zügig beginnen können.“

Die Politik habe verstanden, dass man dieses Startnetz für Wasserstoff brauche. „Der nächste Schritt ist jetzt der rechtliche Rahmen und das Finanzierungsmodell, das man im GWG, das dann Gas-Wasserstoff-Gesetz heißen wird, verankern kann.“ Außerdem brauche man auch das Grüngas-Gesetz, das zusätzlich den Einsatz von Biogas erlaube, das von der Erdgasabgabe und CO2-Besteuerung befreit werden müsse.

E-Control sollte zuständig sein

Neben dem fehlenden rechtlichen Rahmen sei auch die Zuständigkeit für Wasserstoff noch nicht geklärt. Es sei davon auszugehen und sinnvoll, dass diese Aufgabe die E-Control übernimmt.

Es sei zwar das Ziel, dass Österreich bei der Stromerzeugung bilanziell klimaneutral werde – aber eben nur bilanziell, betonte Wagenhofer. Man werde auch in den nächsten zehn oder zwanzig Jahren bei der Stromerzeugung nicht ohne Gas auskommen. Das müsse aber nicht Erdgas sein, sondern man könne auch Biogas oder Wasserstoff verwenden.

Die bereits vorhandenen Gasnetze könnten zu 98 Prozent auch für die Beförderung von Wasserstoff verwendet werden, erklärte Universitätsprofessor Michael Harasek vom Institut für Verfahrenstechnik der TU Wien. Der Wert der bestehenden Leitungen betrage rund 15 Mrd. Euro. Derzeit werde Wasserstoff zu über 90 Prozent fossil erzeugt, künftig vor allem durch Elektrolyse mit Strom aus Wind und Photovoltaik. Weil diese Erzeugung aber fluktuierend sei, werde man auch Wasserstoffspeicher brauchen. „Hier ist Österreich einer der Vorreiter, mit ganz spannenden Projekten in Oberösterreich, wo Wasserstoff heute schon testweise in Lagerstätten gespeichert werden kann.“

Wasserstoff als „Alleskönner“

„Wasserstoff ist ein Alleskönner“, so Harasek. „Wir können aus Wasserstoff Ammoniak herstellen und damit die Düngemittelindustrie bedienen – das wird heute fossil gemacht und kann künftig erneuerbar geschehen. Wir können mit Wasserstoff Stahl erzeugen als Ersatz für Kohle und Erdgas.“ Außerdem könne man damit Hochtemperatur-Prozesse wie etwa in der Glasschmelze, Keramikindustrie oder der Feuerfest-Industrie betreiben. „Diese hohen Temperaturen können wir nicht mit Strom alleine erzeugen, das funktioniert nicht.“

Auch für Gasheizungen wäre Wasserstoff technisch geeignet. „Die Stadt Wien beispielsweise ist noch bis Anfang der 70er Jahre mit Wasserstoff versorgt worden – also einem Wasserstoff-Kohlenmonoxid-Gemisch, dem sogenannten Stadtgas.“ Momentan wäre das aber zu teuer, sagte Wagenhofer, daher fokussiere man sich jetzt vor allem auf die Industrie.

Wasserstoff wird künftig auch importiert werden müssen, etwa aus Tunesien, Marokko oder der Ukraine über Pipelines. „Ich glaube, dass es keine bessere Investition für die Ukraine gibt, um sie zu unterstützen, als ihnen bei der Energieautarkie zu helfen, denn sie sind ganz massiv von Erdgas abhängig“, meint Wagenhofer.

APA

energynewsmagazine

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