Herausforderung: Unsicherheit durch Spekulationen über Vergütungssysteme und Ausbauziele

Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) hat bei seiner Delegiertenversammlung im Oktober Ursula Heinen-Esser (CDU) zur neuen Präsidentin des Verbands gewählt. Sie folgt auf Simone Peter, die nach fast acht Jahren an der Spitze des BEE nicht erneut zur Wahl antrat. Wer ist die Neue? Wie kann sie die Interessen des Verbandes, wie kann sie die Energiewende voranbringen? Die neue Präsidentin des BEE blickt nach eigenen Angaben auf eine lange Verbundenheit mit der Energiewende zurück. Besonders prägend sei für sie die Zeit als Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium unter Norbert Röttgen und Peter Altmaier gewesen. Beide hätten als progressive Köpfe innerhalb der Union ihr christliches Menschenbild mit einem klaren Engagement für die Energiewende verknüpft – eine Haltung, die sie selbst teile. In der Regenerativbranche teilen derweil nur die Wenigsten die Einschätzung, Peter Altmaier habe klares Engagement für die Energiewende gezeigt. Gleichwohl kann die Nähe zur regierenden Union ein Vorteil für den Verband sein. Die Türen zum Bundeswirtschaftsministerium könnten weiter geöffnet sein als unter einer Grünen Verbandschefin Simone Peter.
Wir wollten von Frau Heinen-Esser konkret wissen, welche Chancen sie für sich als BEE-Kopf in der Zusammenarbeit mit politischen Entscheidungsträgern auf nationaler Ebene sieht.Ursula Heinen-Esser: „Es sind im Moment spannende Zeiten für die erneuerbaren Energien. Einerseits stellen sie den größten Teil des in Deutschland erzeugten Stroms, andererseits wird jetzt stellenweise der überaus erfolgreiche Ausbau in Frage gestellt. Gerade vor diesem Hintergrund ist es sehr wichtig, die bestehenden Verbindungen zu allen demokratischen Parteien zu erhalten und zu intensivieren. Ich bin zuversichtlich, dass wir hier sehr gut zusammenarbeiten werden.“
Für ihre Amtszeit als BEE-Präsidentin betont Heinen-Esser die Bedeutung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), dessen Novellierung noch in diesem Jahr ansteht. Dieses Gesetz werde entscheidend für die künftige Ausrichtung der Energiewende sein. Ihr Ziel sei es, hier klare Leitlinien für den weiteren Ausbau zu sichern und die wirtschaftlichen Grundlagen der erneuerbaren Energien zu stärken. Den BEE wolle sie dabei als sichtbare und starke Stimme der Branche positionieren.
Sie hebt hervor, dass der Verband bereits heute eine etablierte und kompetente Anlaufstelle sei – ein Verdienst, das auch auf ihre Vorgängerin Simone Peter zurückgehe. Diese Arbeit möchte sie fortführen und den BEE noch stärker als Impulsgeber für die Ausgestaltung der Energiewende profilieren. Dabei will sie die wirtschaftliche und geopolitische Dimension des Themas stärker betonen: Es gehe um Versorgungssicherheit, Unabhängigkeit von Energieimporten und um bezahlbare Energiepreise für Haushalte und Unternehmen. Ebenso wichtig sei die Kosteneffizienz der Energiewende. Das enge und vertrauensvolle Zusammenwirken mit den Mitgliedsverbänden – etwa BWE und BSW – sei dafür eine zentrale Grundlage, die sie weiter ausbauen wolle. Inwiefern der BEE als Dachverband weiter mit seinen Mitgliedsverbänden verschmelzen soll, wie vor einigen Jahren geplant, bleibt abzuwarten.
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Wie möchte die neue Präsidentin die verschiedenen Akteure innerhalb des BEE – von kleinen Unternehmen bis zu großen Investoren – zusammenbringen und deren Interessen vertreten? Ursula Heinen-Esser: „Ob klein oder groß, alle eint ein übergeordnetes Interesse: Das Engagement für eine sichere, saubere und günstige Energieversorgung. Als Präsidentin sehe ich mich allen Akteuren gleichermaßen verpflichtet – unabhängig von deren Größe. Eine konsequente Energiewende, die alle Technologien und Sektoren gleichermaßen mitdenkt, nützt allen. Nicht nur innerhalb des Verbandes, sondern auch Industrie und Privathaushalten.“
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Als aktuelle Herausforderung nennt sie die Unsicherheit, die durch zahlreiche Spekulationen über Vergütungssysteme und Ausbauziele entstehe. Sowohl private Hausbesitzer als auch Unternehmen bräuchten jedoch Verlässlichkeit bei Investitionsentscheidungen. Ob beim Bau einer Solaranlage auf dem Dach oder bei der Planung eines eigenen Windparks – Planbarkeit sei entscheidend. Der BEE werde sich daher dafür einsetzen, dass diese Sicherheit bei der Umsetzung der Energiewende gewährleistet bleibt.
Wir fragten auch:Wie planen Sie, die Öffentlichkeit und insbesondere junge Menschen für die Themen der erneuerbaren Energien zu sensibilisieren und zu begeistern?Ursula Heinen-Esser: Energiewende ist nicht nur Klimaschutz. Es geht dabei auch um klassische Wirtschaftsfragen. Die Erneuerbaren sind ein großer Wachstumssektor, über alle Technologien hinweg sichern sie Hunderttausende Jobs. Sogar noch mehr, wenn wir noch die Zuliefererbranche mitdenken. Damit sichern sie auch die Zukunft in vielfältiger Weise ab: Auf der einen Seite schaffen und sichern die Erneuerbaren Arbeitsplätze, auf der anderen Seite bewahren sie unsere Lebensgrundlagen. Das ist meine Botschaft an junge Menschen: Es geht um Eure Welt, um Eure Zukunft. Engagiert Euch dafür.
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Welche persönlichen Werte und Überzeugungen leiten Sie in Ihrer neuen Rolle als Präsidentin des BEE?
Ursula Heinen-Esser: Für mich ist das Leitbild der Bewahrung der Schöpfung ganz zentral. Und von zwei Dingen bin ich fest überzeugt: Zum einen brauchen wir dafür eine erfolgreiche Energiewende, zum anderen schaffen wir das nur gemeinsam.
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