UN-Ozeangipfel: Staats- und Regierungschefs aus aller Welt in Nizza erwartet
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Die Bucht der Engel verwandelt sich in einen diplomatischen Brennpunkt. Rund fünfzig internationale Staatschefs, darunter der brasilianische Präsident Lula, sowie zahlreiche Wissenschaftler und Vertreter der Zivilgesellschaft werden diesen Sonntag, am Vorabend der dritten UN-Meereskonferenz (UNOC 3), in Nizza erwartet. Emmanuel Macron beabsichtigt, dieses Treffen – das dritte seiner Art nach New York 2017 und Lissabon 2022 – in einen „Mobilisierungsgipfel“ zu verwandeln.
Nach einem Staatsbesuch in Monaco, wo er heute ein Forum zur blauen Wirtschaft und Finanzwelt abschließt, reist der französische Präsident anschließend mit dem Schiff nach Nizza. Im Rahmen der Feierlichkeiten zum Welttag der Ozeane findet anschließend eine maritime Parade statt.
Anschließend besichtigt der Präsident das Messegelände von Nizza, das in den riesigen Bauch eines Wals verwandelt wurde. Forscher präsentieren dort die Empfehlungen der wissenschaftlichen Konferenz, die dem Gipfel von Nizza vorausging, sowie das neue Starfish-Barometer, das den Zustand der überfischten und überhitzten Ozeane misst. Der Tag endet mit einem offiziellen Abendessen mit den Staats- und Regierungschefs im Hotel Negresco, bei dem saisonales Gemüse und mediterraner Fisch auf dem Menü stehen.
Bis zu 5.000 Polizisten, Gendarmen und Soldaten sollen die Sicherheit des Gipfels gewährleisten, der jedoch nach Behördenangaben keiner "konkreten Bedrohung" ausgesetzt sei.
Auf Druck von NGOs kündigte der Präsident am Samstag zudem eine Einschränkung der Grundschleppnetzfischerei in bestimmten Meeresschutzgebieten an, um die Ökosysteme besser zu schützen.
Dieser Gipfel werde eine „Mobilisierung zu einem Zeitpunkt sein, an dem Klimafragen politisch von einigen in Frage gestellt werden“, erklärte das Staatsoberhaupt in einem Interview mit Ouest-France und rief damit „die Versuchung eines amerikanischen Rückzugs“ hervor.
Die Vereinigten Staaten, der größte maritime Staat der Welt, haben, wie schon bei den Klimaverhandlungen, keine Delegation entsandt. Diese Abwesenheit steht im Einklang mit den Ankündigungen von Donald Trump Ende April, unter Missachtung von Gesetzen und Umweltauflagen den Unterwasserbergbau in internationalen Gewässern zu ermöglichen.
Die Konferenz, auf der eine Bilanz der Bemühungen der Nationen um eine nachhaltige Entwicklung der Ozeane gezogen werden soll, beginnt offiziell erst am Montag, dem 9. Juni. „Die Maßnahmen kommen nicht mit der erforderlichen Geschwindigkeit und im erforderlichen Umfang voran“, räumen die Staaten im Entwurf der Abschlusserklärung ein, über die seit Monaten verhandelt wird.
Bis zum 13. Juni stehen unter anderem Tiefseebergbau, ein internationales Abkommen gegen Plastikverschmutzung sowie die Regulierung von Überfischung und illegaler Fischerei auf dem Tisch.
Frankreich musste seine Ambitionen für diese erste UN-Konferenz in Frankreich seit der COP21 im Jahr 2015 jedoch zurückschrauben. Die in Nizza erwarteten 60 Ratifizierungen, die ein schnelles Inkrafttreten des Vertrags zum Schutz der Hohen See ermöglichen würden, werden voraussichtlich nicht vor Jahresende vorliegen. Dieser 2023 verabschiedete Vertrag zielt auf den Schutz der marinen Ökosysteme in internationalen Gewässern ab, die fast die Hälfte des Planeten bedecken.
Frankreich hofft zudem auf eine Ausweitung der 33 Länder umfassenden Koalition für ein Moratorium für den Tiefseebergbau. Im Mittelpunkt der Gespräche der Delegationen dürften außerdem die Verhandlungen über ein Abkommen gegen die Plastikverschmutzung stehen, die im August in Genf wieder aufgenommen werden, sowie die Ratifizierung von Abkommen zur Bekämpfung illegaler Fischerei und Überfischung.
Was die Finanzierung betrifft, so sei der Gipfel in Nizza „streng genommen keine Spendenkonferenz“, betonte der Élysée-Palast. Costa Rica, der Co-Gastgeber der Konferenz, hoffte auf 100 Milliarden Dollar an neuen Mitteln für die nachhaltige Entwicklung der Ozeane. Der Schutz der Ozeane, die 70,8 Prozent der Erde bedecken, ist das am schlechtesten finanzierte der 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung.
Libération