Die unsichtbare Bedrohung durch Plastikverschmutzung in den Gewässern der Balearen. Von Inma Saranova (IbizaPreservation)

Inma Saranova, Direktorin von IbizaPreservation
Am 5. Juni, dem Weltumwelttag, senden die Vereinten Nationen eine klare Botschaft: „Schluss mit der Plastikverschmutzung!“ Und gerade auf den Balearen sollte dieser Slogan ein dringender Aufruf zum Handeln sein. Denn trotz der Instagram-tauglichen Schönheit unseres unberührten Meeres, die man von der Oberfläche aus wahrnehmen kann, erzählen die Tiefen unserer Gewässer eine andere Geschichte als die, die wir in den sozialen Medien hochladen. Eine Geschichte, geschrieben aus Verpackungsresten, Netzfragmenten, Mikroplastik und anderem Müll, der täglich auf dem Meeresgrund landet. Es ist eine unsichtbare Bedrohung, aber hartnäckig und wächst.
Ein halbgeschlossenes Meer voller PlastikDas Mittelmeer ist das am stärksten plastikverschmutzte Meer Europas und eines der am stärksten betroffenen weltweit. Als halbgeschlossenes Meer mit intensiver menschlicher Aktivität an den Küsten und begrenzter Wassererneuerungskapazität konzentriert sich der Müll und bleibt über die Zeit bestehen. Die Balearen im Mittelmeer sind ein Hotspot auf dieser Verschmutzungskarte.
Angesichts dieser Realität hat IbizaPreservation in Zusammenarbeit mit Mallorca Preservation und Menorca Preservation ein neues Projekt mit dem Namen „Weaving the Future: Eine Allianz zur Erhaltung der Balearen“ ins Leben gerufen. Unterstützt wird das Projekt vom Conservation Collective (einem internationalen Netzwerk lokaler gemeinnütziger Umweltstiftungen, die in besonders wertvollen und gefährdeten Gebieten tätig sind und deren Modell auf der Kanalisierung philanthropischer Gelder an Initiativen der lokalen Gemeinschaft beruht. Das Unternehmen ist in über 20 Regionen weltweit vertreten, darunter Ibiza, Mallorca und Menorca), der Uhrenfirma Hublot und der britischen Band Depeche Mode . Diese Initiative zielt darauf ab, das Problem des Meeresmülls aus einer umfassenden Perspektive anzugehen. Eine der wichtigsten Maßnahmen dieses Projekts ist die Entwicklung einer Studie über das Vorkommen von Plastik und anderem Müll auf dem Meeresboden in Küstennähe in Zusammenarbeit mit dem Spanischen Institut für Ozeanographie (IEO) und lokalen Tauchzentren. Ziel dieser Arbeit ist die Charakterisierung des Abfalls: Wir wollen feststellen, welche Arten, Mengen und Gebiete er am stärksten anfällt und – ganz wichtig – seine möglichen Ursprünge bestimmen. Dieses Wissen ermöglicht es uns nicht nur, das Problem zu diagnostizieren, sondern auch angepasste und wirksame Lösungen zu entwickeln, sowohl aus regulatorischer Sicht als auch durch Bürgerinitiativen.
Denn der Meeresboden ist trotz seiner Unsichtbarkeit lebenswichtig für die Gesundheit des marinen Ökosystems. Er ist Lebensraum zahlreicher Arten, Speicher von blauem Kohlenstoff und Teil des natürlichen Gleichgewichts, das unsere Artenvielfalt und unsere Fischereiressourcen erhält. Daher ist das Vorhandensein von Kunststoffen auf dem Meeresboden keine Anekdote, sondern ein ernstes Symptom eines nicht nachhaltigen Konsum- und Abfallwirtschaftsmodells.
Mehr als nur Bereinigungen: An der Quelle des Problems ansetzenDer Kampf gegen Plastik lässt sich nicht auf die Reinigung von Stränden reduzieren. Solche Maßnahmen sind zwar notwendig, um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, reichen aber nicht aus, wenn wir die Ursachen des Problems nicht angehen: unsere Abhängigkeit von Einwegplastik, die weit verbreitete Verantwortungslosigkeit der Hersteller, Mängel in den Sammel- und Behandlungssystemen und vor allem das Fehlen mutiger politischer Maßnahmen zur Förderung nachhaltiger Alternativen.
Obwohl die Herausforderung gewaltig ist, glauben wir bei IbizaPreservation, dass es möglich ist, dieses Modell zu ändern. Die Balearen haben die Voraussetzungen – und die Pflicht –, im Mittelmeerraum zu einem Maßstab für maritime Nachhaltigkeit zu werden. Dafür brauchen wir mehr wissenschaftliche Erkenntnisse, wie sie unsere bahnbrechende Studie zum Meeresboden liefert; wirksamere Vorschriften, die unnötige Plastikmengen einschränken und die Wiederverwendung fördern; und vor allem ein stärkeres Bewusstsein der Bürger, das Umweltbewusstsein in aktives Engagement umsetzen kann.
Es liegt nicht am Plastik, es liegt an uns: Wir müssen das System ändernPlastik wird oft als stiller Feind bezeichnet. Doch die Wahrheit ist: Nicht Plastik bedroht unsere Ozeane, sondern wir selbst. Das Problem liegt nicht nur in der Art des Materials, sondern auch in dem System, das es produziert, unermesslich nutzt und unkontrolliert entsorgt. Und genau dieses System müssen wir verändern.
Es geht nicht um die Ästhetik unserer Strände oder die Qualität des Badewassers im Sommer. Es geht um die Gesundheit der Meeresökosysteme, die lokale Fischerei, die Wirtschaft und die Widerstandsfähigkeit unseres Landes gegenüber dem Klimawandel. Plastik im Meer ist nicht nur Müll; es ist der Beweis für eine völlig untragbare Lebensweise auf unserem Planeten.
Bürgerengagement zur Transformation des ModellsAus all diesen Gründen laden wir Sie ein, den Weltumwelttag zu nutzen, um über den Tellerrand hinauszublicken. Zu verstehen, dass der Schutz unserer Meere mehr ist als bloße Schlagworte. Er erfordert Wissen, politischen Willen, Ressourcen und vor allem eine informierte und engagierte Bürgerschaft. Und um dies zu erreichen, gestalten wir bei IbizaPreservation die Zukunft durch Wissenschaft, Zusammenarbeit und Handeln.
(*) Inma Saranova ist Geschäftsführerin von IbizaPreservation , einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für den Schutz und die Wiederherstellung des außergewöhnlichen Naturerbes der Pityusen einsetzt. Seit 2008 leitet, fördert und beteiligt sich die Stiftung an Initiativen zum Schutz lokaler Lebensräume und zur Förderung nachhaltigerer Lebensweisen.
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