Türkei und Tunesien unternehmen einen neuen Schritt gegen die Plastikverschmutzung

Die Auftaktveranstaltung des Projekts „Plastikmüllfreie Häfen“, einer der umfassendsten Initiativen gegen Plastikverschmutzung im Mittelmeerraum, an der auch Foça und Mordoğan aus der Türkei beteiligt sind, fand am Dienstag, den 21. Oktober, in Izmir statt.
Das Projekt wird von WWF-Mittelmeer, WWF-Türkei (World Wildlife Fund) aus der Türkei, der Universität Rostock aus Deutschland, ENALEIA, einer Beratungsorganisation zur Unterstützung von Recyclingsystemen für Abfälle aus der Fischereiausrüstung aus Griechenland, und WWF-Nordafrika als Umsetzungspartner durchgeführt.
Das dreijährige Projekt, das vom ZUG-Förderprogramm gegen Meeresmüll des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Klimaschutz unterstützt wird, wird in den Häfen Foça und Mordoğan in İzmir (Türkei) sowie in den Häfen Gabes und Tabarka (Tunesien) durchgeführt.
Ein plastikmüllfreier Hafen bezeichnet Häfen, die verantwortungsvolles Plastikmüllmanagement und Maßnahmen zur Plastikreduzierung umsetzen, um die Verschmutzung an der Quelle zu verhindern. Das Projekt „Plastikmüllfreie Häfen“ adaptiert den Ansatz „Plastikmüllfreie Städte“ des WWF für Tourismus- und Fischereihäfen. Ziel ist es, den Plastikmüll, der über Häfen ins Mittelmeer gelangt, zu reduzieren und sensible Küsten- und Meereslebensräume sowie die Lebensgrundlagen der Küstenbevölkerung zu schützen.
Der Zusammenhang zwischen Tourismus, Fischerei und PlastikverschmutzungFischerei und Tourismus im Mittelmeerraum zählen zu den Hauptverursachern von Plastikverschmutzung und sind gleichzeitig stark davon betroffen. Als eines der weltweit beliebtesten Reiseziele gehört das Mittelmeer zu den am stärksten von Plastikverschmutzung betroffenen Meeren. Die hohe Produktion und der hohe Verbrauch von Einwegplastik, gepaart mit unzureichendem Abfallmanagement und intensiver menschlicher Aktivität in der Region, verwandeln das Mittelmeer in eine gefährliche Plastikfalle. Mehr als 300 Millionen Touristen besuchen jährlich das Mittelmeer – eine Region mit mildem Klima, einer reichen Meeresfauna und unvergesslicher Küstenlandschaft. Doch dies hat seinen Preis: Die Menge an Plastik, die ins Meer gelangt, steigt während der Touristensaison um 40 %. Speisen und Getränke zum Mitnehmen werden häufig in Einwegplastik verpackt.
Die frischen Meeresfrüchte des Mittelmeers werden sowohl von Einheimischen als auch von Touristen konsumiert. Allerdings tragen sowohl die Fischerei im großen als auch im kleinen Maßstab erheblich zur Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll bei. Unwetter, Kollisionen von Booten mit passiven Fanggeräten und das Verheddern von Fanggeräten im felsigen Meeresboden können zum Verlust dieser Geräte beitragen. Verlorene oder zurückgelassene Fanggeräte können Meerestiere verfangen und ersticken, ihre Lebensräume durch Verstopfung gefährden und zur Mikroplastikverschmutzung beitragen. Darüber hinaus brechen die üblicherweise zur Lagerung und zum Transport von Meeresfrüchten verwendeten Styropor-Fischkisten häufig und setzen so Mikroplastikpartikel in die Umwelt frei.
Verschmutzung durch Tourismus und Fischerei stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Meereslebewesen und Ökosysteme dar, gefährdet Schwimmer, Taucher und Boote und bedroht die Lebensgrundlagen der Küstenbevölkerung. Das Projekt „Plastikmüllfreie Häfen“ hat zum Ziel, ein System zu etablieren, das Mensch und Natur gleichermaßen gerecht wird. Dafür arbeitet das Projekt mit Hafenbetreibern, Tourismusunternehmen, traditionellen Fischern, Abfallwirtschaftsbetrieben, Kunststoffrecyclingunternehmen, Unternehmern und lokalen Behörden zusammen.
Ziel ist es, das Modell an allen Mittelmeerküsten zu verbreiten.Ömür Kula, Geschäftsführer des WWF Türkei, sagte bei der Projektvorstellung und dem anschließenden Workshop : „Die Meere sind für uns nicht nur eine Landschaft, sondern Lebensgrundlage und fester Bestandteil unserer Kultur und Identität. Es bricht mir das Herz zu sehen, wie Plastikmüll unsere Küsten heute erstickt. Gleichzeitig ist es aber auch hoffnungsvoll, dass so viele wichtige Akteure zusammenkommen, um eine Lösung für dieses Problem zu finden.“ Er fuhr fort: „Mit ‚Plastikmüllfreie Häfen‘ wollen wir verhindern, dass Plastikmüll aus den Häfen dieses riesigen Ökosystems – von Fischereihäfen bis hin zu Handelshäfen – ins Meer gelangt, die Abfallverwertung sicherstellen und dieses Modell auf alle Mittelmeerküsten ausweiten. Das Projekt wird nicht nur das Meer schützen, sondern auch ein Beispiel für eine Kreislaufwirtschaft setzen, die alle einbezieht – von Hafenarbeitern und Fischern über die Recyclingbranche bis hin zu den Kommunen.“
Abdallah Nassour, Projektkoordinator an der Universität Rostock, erklärte: „Im Rahmen des Projekts „Plastikmüllfreie Häfen“, das sich auf die Reduzierung von Plastikmüll in Tourismus- und Fischereihäfen des Mittelmeerraums konzentriert, wurden die Türkei und Tunesien als Pilotländer ausgewählt. Abfallmanagement und Kreislaufwirtschaft sind mehr eine Frage von Politik, Verantwortung und Organisation als von Technologie. Daher müssen wir gemeinsam Lösungen entwickeln. Verbesserte Gesetze bieten den besten Rahmen für technische Maßnahmen, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten und können Überwachung und Finanzierung regeln. Auf dieser Grundlage können Kommunen, die Privatwirtschaft und die Wissenschaft wirtschaftlich tragfähige Lösungen entwickeln und umsetzen.“
Der Hauptansatz des Projekts „Plastic Waste-Free Ports“ besteht in datengestützter Analyse und Überwachung, der Einbindung partizipativer Entscheidungsprozesse, dem Testen von Lösungen, die mit ökologischer, sozialer und wirtschaftlicher Nachhaltigkeit vereinbar sind, dem Eintreten für langfristige Lösungen und der Bereitstellung finanzieller Unterstützung sowie der Entwicklung skalierbarer und replizierbarer Kreislaufmodelle für Mittelmeerhäfen.
iklimhaber




