Königssee: Lukrativer Sonnenstrom vom Parkplatz

Wer in Schönau am Königssee wohnt, lebt dort, wo andere Urlaub machen. Am Nordufer des zauberhaften Sees im Berchtesgadener Land ist das Panorama eindrucksvoll. Es ist ein perfekter Ausgangspunkt für eine Tages- oder auch längere Tour durch die Berge der Alpen. Entsprechend groß ist der Andrang. Viele Besucher kommen mit dem Auto. Die Gemeinde ist dafür gut gerüstet. Allein der Großparkplatz unweit des Nordufers des Sees umfasst 2.300 Stellplätze, die jedes Jahr etwa 800.000 Wanderer nutzen. Das ist gut für den Geldbeutel der Gemeinde, denn der Tourismus ist ihre Haupteinnahmequelle. Gleichzeitig ist Schönau am Königssee aber auf eine intakte Natur als Hauptattraktion angewiesen. Um diese zu schützen, hat die Gemeinde mit Partnern die Watzmann Natur Energie (WNE) ins Leben gerufen.
Das Unternehmen hat sich auf die Versorgung mit Ökostrom spezialisiert. „Wir haben gleich nach der Gründung mit dem Bau von eigenen Photovoltaikanlagen begonnen, um den Anteil an grünem Strom in der Region zu erhöhen – und das mit lokal erzeugter Energie. Die Photovoltaik ist dafür das beste Mittel“, sagt Anton Poettinger, Geschäftsführer der WNE. Bisher hat das Unternehmen schon vier große Solaranlagen, meist auf Dächern der Gemeinde, gebaut. „Parallel sind wir in die Elektromobilität eingestiegen. Inzwischen betreiben wir insgesamt über 100 Ladepunkte.“ Ende des vergangenen Jahres sind 62 Ladepunkte mit jeweils elf Kilowatt Leistung hinzugekommen. Diese stehen strategisch günstig am Großparkplatz. „Wir hatten ursprünglich auch zwei Schnellladepunkte mit jeweils 50 Kilowatt Leistung geplant. Doch die Fahrzeuge stehen ohnehin in der Regel mindestens drei Stunden auf dem Parkplatz, sodass sie ausreichend Strom laden können“, sagt Anton Poettinger.
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Zusätzlich tanken dort die Elektromobilisten Sonnenstrom aus einer Produktion direkt vor Ort. Denn Watzmann Natur Energie hat 273 der Stellplätze mit einer Solaranlage überdacht. Auf einer Fläche von 4.700 Quadratmetern liefern die Solarmodule eine Leistung von 550 Kilowatt. „Die Carports wurden speziell für die Solaranlage errichtet. Dadurch fallen sie unter die Regelungen für besondere Solaranlagen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz EEG“, erklärt Anton Poettinger.
E-Mobilität sorgt für WirtschaftlichkeitWNE bekommt für den eingespeisten Strom aus der neuen Solaranlage eine feste Vergütung. „Wir geben den Strom aber direkt von der Photovoltaikanlage an die 62 Ladepunkte ab“, sagt Poettinger. „Nur überschüssiger Strom fließt ins Netz. Durch ein intelligentes Lastmanagement kann die Ladeinfrastruktur bedarfsorientiert versorgt werden. Dadurch stammen voraussichtlich etwa 80 Prozent des Ladestroms direkt aus der Photovoltaikanlage.“
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Dies entlastet das Stromnetz. „Zusätzlich ist die Elektromobilität ein Schlüssel für die Wirtschaftlichkeit des solaren Carports“, weiß Hannes Rasp, Bürgermeister von Schönau am Königssee. „Auf dem Parkplatz ist auch noch Fläche für mehr Leistung. Doch dann hätten wir zu viel Strom ins Netz einspeisen müssen, was sich nicht rechnet. Auf einen zusätzlichen Speicher haben wir zunächst verzichtet. Doch im Bauleitplan ist ein Speicher schon enthalten, sodass dieser jederzeit bei Bedarf nachgerüstet werden kann.“
Degradation eingerechnetAb einem Megawatt hätte die Anlage zudem in die Ausschreibung gehen müssen. Bei einer Investitionssumme von 1,25 Millionen Euro für die 550 Kilowatt wäre die Konkurrenz gegen die herkömmlichen Freiflächengeneratoren schwer geworden. Die hohe Investitionssumme resultiert aus der Tatsache, dass aufgrund der hohen Schneelasten die Unterkonstruktion sehr massiv sein muss. Zudem musste ein Mittelspannungstrafo errichtet werden. Darüber speist WNE den Sonnenstrom in die Mittelspannungsleitung ein, die gleich neben dem Parkplatz verläuft.
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Für die Watzmann Natur Energie rechnet sich die Anlage trotz der hohen Investitionskosten innerhalb weniger Jahre. So zeigt der aufgestellte Geschäftsplan eine eindeutige Tendenz. Die hohen Kosten fallen vorwiegend in den ersten Betriebsjahren an. Die Berechnung basiert auf einem Jahresertrag von anfänglich knapp 520.000 Kilowattstunden. Realistisch haben die Planer der DKB, über die die Finanzierung läuft, eine jährliche Degradation eingerechnet. So sinkt der erwartete Ertrag innerhalb der ersten zehn Betriebsjahre auf knapp 500.000 Kilowattstunden.
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