Pyrenäen im Wandel: Zusammenarbeit angesichts des Klimawandels

Das Forum „Pyrenäen im Wandel“ brachte über 220 Teilnehmer zusammen und schloss mit einem positiven Ergebnis. Drei Tage lang tauschten sich Fachleute, Führungskräfte, Beamte und Vertreter der Zivilgesellschaft – aus dem lokalen, regionalen und europäischen Bereich – zu so unterschiedlichen Themen wie technologischen Innovationen zur Überwachung sensibler Ökosysteme – beispielsweise Gletscher und Kryosphäre – sowie von Flora und Fauna aus. Im Hinblick auf die Bergwirtschaft wurden Alternativen im Tourismus und anderen für die Bioregion wichtigen Wirtschaftszweigen wie Forstwirtschaft und Agropastoralismus vorgestellt. Darüber hinaus wurden anschauliche Erfahrungen mit naturbasierten Lösungen zur Wiederherstellung von Ökosystemen sowie Bürgerinitiativen zur Sensibilisierung für die Herausforderungen des Klimawandels präsentiert.
Das Programm der Tagung war multidisziplinär. Es wurden Fallstudien zum Verhalten und zur Überwachung bestimmter Sentinel-Arten in Flora und Fauna vorgestellt, die als Indikatoren für den Klimawandel dienen, darunter eine Studie des Vereins Nature en Occitanie. Dieser Partner des Projekts LIFE PYRENEES4CLIMA präsentierte eine Studie zum Rückgang von Eidechsen der Gattung Iberolacerta in den Pyrenäen, einer Art, die sehr empfindlich auf Temperaturschwankungen reagiert. Im Bereich der Flora wurden Studien zum Verhalten invasiver oder exotischer Arten in neuen Szenarien und zur Entstehung neuer Ökosysteme durch das Verschwinden der Gletscher vorgestellt.
Für viele Fachleute ist der Dialog mit anderen Interessengruppen der Schlüssel zu einer effektiven Zusammenarbeit. Dies erklärte Michael Douette, Direktor des CBNPMP und einer der Koordinatoren des Bereichs Bergökosysteme. Ihm zufolge sei es wichtig, die Sprache und Perspektive der Wissenschaft zu übernehmen, um das Bewusstsein verschiedener Interessengruppen wie Bürger, Gesetzgeber und Vertreter der Wirtschaft zu schärfen.
In diesem Zusammenhang sind sich Naturschutzgebietsmanager, Politiker und Wissenschaftler einig, dass die rechtlichen Aspekte gestärkt werden müssen, um die natürliche Umwelt zu schützen und zu erhalten. Für David Arnaud, Direktor des Pyrenäen-Nationalparks (Frankreich), der auch Partner des Projekts LIFE PYRENEES4CLIMA ist, muss das Naturschutzgebietsmanagement die Bedürfnisse der Nutzer, den Schutz des Gebiets und seine Attraktivität als Element des öffentlichen Interesses in Einklang bringen. Arnaud betonte die Notwendigkeit, die Pyrenäen der Zukunft mit einer umfassenderen und strategischeren Vision zu gestalten, die die Nutzung der Gebiete und die Schlüsselfunktionen der Natur berücksichtigt. Seiner Meinung nach spielen Parks eine wichtige Rolle bei der Sensibilisierung der Gesellschaft, doch um entscheidende Fortschritte zu erzielen, müssen die Vorschriften angepasst werden.
Ignacio López Moreno, Glaziologe und Forscher am IPE-CSSIC und einer der Leiter des Bereichs Gletscher und Kryosphäre bei diesem Treffen, äußerte eine ähnliche Ansicht. Er ist der Ansicht, dass die Notwendigkeit regulatorischer Maßnahmen mit einem umfassenderen Blick auf die Nutzung und den Schutz der Pyrenäenregion immer deutlicher wird. Initiativen wie das Projekt LIFE PYRENEES4CLIMA können in dieser Hinsicht solche Veränderungen vorantreiben. Laut López Moreno ermöglichen solche Treffen den Brückenschlag zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft und unterstreichen die Tatsache, dass die Pyrenäen ein hervorragendes Labor und Vorbild für andere Bergregionen sind. Technisch verfügen wir über modernste Forschungsinstrumente und können auf eine lange Geschichte der Zusammenarbeit zurückblicken.
Viele Teilnehmer betonten die Bedeutung dieser Treffen, da sie eine Möglichkeit seien, die Beziehungen zu stärken, Anliegen auszutauschen und gemeinsam nach gemeinsamen Antworten auf die Probleme der Bergregion zu suchen. Das Ziel sei, eine gemeinsame Regierungsführung zu erreichen, die wirksamere Maßnahmen ermögliche.
In diesem Zusammenhang ist für Iñaki Gerenabarrena von der Hazi Fundazioa, der im Baskenland in der Forstverwaltung arbeitet, einer der positiven Aspekte der Teilnahme an einem europäischen Projekt wie LIFE PYRENEES4CLIMA, dass die Lösungen auf Nachhaltigkeit basieren, sich auf die spezifischen Bedürfnisse der Berggebiete konzentrieren, multifunktional sind und nicht den Kriterien des freien Marktes folgen.
Für Eva García Balaguer, Koordinatorin des Pyrenäen-Klimawandel-Observatoriums, ist die Stärkung der pyrenäischen Governance der Schlüssel zu Lösungen, die die Widerstandsfähigkeit der gesamten Pyrenäen stärken. In diesem Zusammenhang sind auch Lobbyarbeit und Sensibilisierungsmaßnahmen sowie die Einbindung informellerer Verbände, Gruppen und Netzwerke von großem Wert, da sie neue Perspektiven eröffnen.
Auch die Bürgerbeteiligung in der Wissenschaft und die Mobilisierung der Zivilgesellschaft stießen bei den Veranstaltungsteilnehmern auf großen Anklang. Der Dialog zwischen Jugendlichen aus den Pyrenäen und einem Vertreter des Schweizerischen Vereins der Grosseltern für das Klima verdeutlichte das grosse Potenzial der Integration einer generationsübergreifenden Perspektive in den Klimaschutz. Für Enzo Amand, einen der jungen Teilnehmer, «haben ältere Generationen die Erfahrung und betrachten den Klimawandel mit grösserer Dringlichkeit; für uns hingegen ist er unsere Zukunft. Die Zusammenführung dieser beiden Perspektiven hilft uns und ist sehr bereichernd.»
Auch Citizen Science war auf dem Forum vertreten. María Begoña García, Forscherin am IPE-CSIC und Preisträgerin des Citizen Science Awards, betonte, wie Initiativen dieser Art Bürger einbeziehen und ihnen helfen, Verantwortung für den Klimawandel zu übernehmen. In der Praxis, so die Forscherin, ermögliche Citizen Science, die Verbreitung weiterer Taxa sowie den Populationsrückgang der untersuchten Arten zu verstehen und zu erfassen.
Das Forum „Pyrenäen im Wandel“ fand vom 18. bis 20. Juni im französischen Bagnères-de-Bigorre in der Region Okzitanien statt. Es war das erste Treffen dieser Art im Rahmen des europäischen Projekts LIFE PYRENEES4CLIMA. Das Treffen brachte eine Vielzahl von Fachleuten zusammen und eröffnete die Möglichkeit für einen Austausch mit einem breiten Spektrum von Interessengruppen, wodurch die Erwartungen und Ergebnisse des Projekts verbessert wurden. Das nächste Treffen, das alle zwei Jahre stattfindet, findet 2027 in Navarra statt.
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