Brände: Wie werden die bei Waldbränden verbrannten Flächen berechnet?

Waldbrände werden im Sommer intensiv untersucht und diskutiert. Doch woher stammen diese Zahlen, die nahezu in Echtzeit verfügbar sind? Wie werden sie erhoben und welche Vorsichtsmaßnahmen sind bei Vergleich und Interpretation zu beachten?
Daten, die automatisch in Echtzeit von einem europäischen Waldbrandbeobachtungssystem (Effis) erstellt werdenDas Europäische Waldbrandinformationssystem (Effis) ist ein Dienst des Europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus, der mithilfe von Satelliten Brandflächen in Europa, Nordafrika und dem Nahen Osten erfasst. Modis-Sensoren mit einer räumlichen Auflösung von 250 Metern sind seit 2006 in Betrieb und können Brände von mehr als 30 Hektar erkennen. Die neueren Sentinel-2-Sensoren, die 2018 in Betrieb genommen wurden, liefern eine Bodenauflösung von Brandflächen in der Größenordnung von einem Hektar.
Die Bildverarbeitung und automatische Erkennung von Bränden erfolgt mithilfe der „Hotspot“-Methode, die plötzliche Änderungen der Bodentemperatur erkennt.
Die Geografie jedes Brandes wird automatisch mit dem europäischen Landnutzungsverzeichnis Corine Land Cover abgeglichen. Dadurch können die Art der Brandflächen (Laub- oder Nadelwälder, Wälder oder wechselnde Vegetation, andere Naturflächen, landwirtschaftliche Flächen oder auch künstlich angelegte Flächen) sowie die Fläche der sich im europäischen Naturschutzgebiet Natura 2000 ausbreitenden Brände bestimmt werden.
Vorteile: Diese Datenbank bietet eine einheitliche Methodik über die Zeit und ganz Europa hinweg. Sie ermöglicht daher Vergleiche zwischen Ländern und zwischen Jahren. Außerdem werden Brände mehrmals täglich nahezu in Echtzeit erkannt und gezählt.
Nachteile: Die Bilder werden automatisch verarbeitet, ohne „Expertise“, d. h. ohne Bestätigung vor Ort – was im gesamten abgedeckten Gebiet und je nach Häufigkeit der Datenaktualisierungen (mehrmals täglich) unmöglich wäre. Auch „kontrollierte“ Brände werden gezählt und verfälschen die Zählung: So werden beispielsweise Brandrodungen (oder Weidebrände), organisierte Brände zur Rodung von Sommerweiden, die im Winter insbesondere in den Pyrénées-Atlantiques sehr zahlreich sind, genauso gezählt wie Brandstiftung oder versehentliche Brände. Die „Hotspots“-Methode führt zu weiteren Fehlern, wie z. B. der Erkennung von Photovoltaikfeldern, die viel heißer sind als das umgebende Gelände.
Die Datenbank weist weitere Verzerrungen auf: Kleine Brände werden nicht berücksichtigt, was zu einer Unterschätzung der Gesamtflächen führt. Darüber hinaus führt die räumliche Auflösung der Sensoren zu einer eher groben Schätzung der Brandumrisse und erschwert die Erkennung unverbrannter Inseln innerhalb der Brandhülle, was oft zu einer Überschätzung der Brandgröße führt. Diese beiden Effekte gleichen sich jedoch teilweise aus.
In Frankreich wurde eine Datenbank mit Feedback von lokalen Interessengruppen erstellt.Neben Effis verzeichnet auch die französische Waldbranddatenbank (BDIFF) landesweite Brände seit 2006. Sie steht Ministerien und Bürgern zur Verfügung und wird auf Ministerienebene von den Akteuren der Brandbekämpfung und -prävention aktualisiert. Für jeden Brandausbruch wird ein neuer Eintrag in der Datenbank angelegt. Informationen werden gemeinsam ausgetauscht: Feuerwehrleute geben Datum und Ort des Brandausbruchs an, Förster die Brandfläche und die Art des betroffenen Waldes, und Gendarmen oder Polizisten liefern Details zur Brandursache.
Für jeden Brand wird die Art der betroffenen Fläche (Wälder, sonstige Waldflächen, unbewaldete oder künstliche Naturflächen) angegeben, wobei die Kategorien jedoch nicht so umfassend sind wie die von Effis.
Für die 15 Départements rund um das Mittelmeer existiert seit 1973 ein ähnliches Zählsystem, Prométhée . Die dort erfassten Brände werden jeweils am Jahresende in die nationale Datenbank integriert.
Vorteile: Die Kenntnis des Geländes durch die Leute, die die Basis versorgen, ermöglicht es, gezielte Brände zu vermeiden und die verbrannte Fläche besser abzugrenzen (mit einer Genauigkeit im Bereich von einem Quadratmeter), insbesondere durch Ausschluss unverbrannter Stellen.
Nachteile: Die nationale Berichterstattung unterschätzt die Realität etwas. Einige Departements haben seit 2006 keine Brände mehr registriert: Das bedeutet nicht, dass es keine Brände gegeben hat, sondern dass sie nicht erfasst wurden. Während Fachleute im Mittelmeerraum mit der systematischen Datenberichterstattung vertraut sind, ist dies anderswo noch nicht der Fall. Ein weiterer Nachteil: Die Veröffentlichung der Datenbankaktualisierung auf nationaler Ebene erfolgt einmal jährlich im Juni, um die Brände des Vorjahres zu ergänzen. Wir müssen daher bis zum Frühjahr 2023 warten, um einen genauen Überblick über die Waldbrände im Jahr 2022 zu erhalten.
Was zeigt der Vergleich der beiden Datenbanken?Um die Unterschiede zwischen der europäischen Effis-Datenbank und dem nationalen BDIFF zu verstehen, haben wir die Brandflächen der letzten drei vollen Jahre, von 2019 bis 2021, analysiert und verglichen.
Die Gesamtfläche der verbrannten Flächen ist bei Messungen europäischer Satelliten bis zu dreimal höher als bei den von Feldforschern in der nationalen Datenbank gemeldeten Daten. Dieser Unterschied erklärt sich durch die wahllose Erkennung aller Brände durch Satellitenbilder, einschließlich vorsätzlicher Brände zu landwirtschaftlichen Zwecken.
Umgekehrt sind die von Effis erfassten Werte der Brandflächen, wenn nur die im Sommer (von Juni bis August) auftretenden Brände berücksichtigt werden, etwas niedriger als die des BDIFF, da letzteres die häufigeren Brände kleinerer Flächen umfasst.
Wofür werden diese Branddaten verwendet?Die Analyse historischer Daten ermöglicht es den Behörden, Präventionspläne zu entwickeln und zu begründen. Das BDIFF beteiligt sich an der Umsetzung der Waldbrandpräventions- und -bekämpfungspolitik der Ministerien für Landwirtschaft und Inneres, indem es die für die Planung notwendigen Informationen bereitstellt: Waldbrandschutzplan, Waldbrandrisikopräventionsplan usw. Überwachungsressourcen und -investitionen können zudem vorrangig den am stärksten gefährdeten Waldgebieten zugewiesen werden.
Um sich optimal auf die tägliche Brandgefahr vorzubereiten, verlassen sich Feuerwehrleute lieber auf Indikatoren von Météo-France, die auf Grundlage meteorologischer Daten (Wind, Hitze, Dürre usw.) berechnet werden, als auf die Historie vergangener Brände. Im Südosten widmen sich „Prognostiker“ sogar ausschließlich der Vorhersage von Bränden.
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