Petrobras produziert erstmals SAF im industriellen Maßstab

Neuer Kraftstoff kann die Treibhausgasemissionen erheblich reduzieren und steht bereits im Mittelpunkt staatlicher Maßnahmen
Brasilien hat einen wichtigen Schritt in Richtung einer kohlenstoffarmen Luftfahrt gemacht. Im September dieses Jahres produzierte Petrobras in der Henrique Lage Raffinerie (Revap) in São José dos Campos, São Paulo, erstmals im industriellen Maßstab Kerosin mit erneuerbaren Inhaltsstoffen. Der neue Treibstoff, bekannt als SAF (Sustainable Aviation Fuel), kann die Treibhausgasemissionen deutlich reduzieren und steht bereits im Mittelpunkt von Initiativen der brasilianischen Bundesregierung, unter anderem des Ministeriums für Häfen und Flughäfen (MPor) und der Nationalen Zivilluftfahrtbehörde (ANAC).
SAF ist ein Flugkerosin aus nachwachsenden Rohstoffen (u.a. Pflanzenöle, Fettrückstände, Ethanol). Da seine chemische Zusammensetzung mit dem heutigen Flugkerosin (fossiler Kraftstoff) kompatibel ist, kann es in Flugzeugen ohne Modifikationen an Triebwerk oder Infrastruktur eingesetzt werden, wobei es in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen verwendet werden kann.
Auf internationaler Ebene steht SAF in direktem Zusammenhang mit den Klimazielen der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO), insbesondere mit dem Carbon Offsetting and Reduction Scheme for International Aviation (CORSIA), das den Ausgleich und die Reduzierung von Kohlenstoffemissionen vorsieht, mit dem Ziel, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. SAF ist einer der wichtigsten Wege dorthin.
Der Minister für Häfen und Flughäfen, Silvio Costa Filho, betont die Bedeutung dieser Initiative. „Der Einsatz von SAF stellt einen entscheidenden Schritt zur Dekarbonisierung der Luftfahrt und zur Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit Brasiliens dar. Unsere Aufgabe bei MPor ist es, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass dieser nachhaltige Kraftstoff mit regulatorischer Sicherheit und Vorhersehbarkeit an Bedeutung gewinnt“, sagte er.
Für Larissa Amorim, Nachhaltigkeitsdirektorin bei MPor, „bietet Brasilien einzigartige Voraussetzungen, um eine führende Rolle bei der Produktion und Nutzung nachhaltiger Flugkraftstoffe zu übernehmen. Wir verfügen über verfügbare Rohstoffe, technologische Reife und eine Reihe laufender Initiativen, die unser Engagement für die Dekarbonisierung stärken und gleichzeitig neue Möglichkeiten für die sozioökonomische Entwicklung schaffen.“
SAF in Brasilien
Die Einführung von SAF stellt einen Strukturwandel für die brasilianische Luftfahrt dar. Da es aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird, bietet es ein großes Potenzial zur Reduzierung der CO₂-Emissionen über seinen gesamten Lebenszyklus – vom Produktionsprozess bis zur Endnutzung in Flugzeugen. Diese Reduzierung steht im Einklang mit den globalen ICAO/CORSIA-Zielen und der nationalen Politik des „Kraftstoff der Zukunft“-Gesetzes. Damit treibt Brasilien die Konsolidierung einer kohlenstoffarmen Luftfahrt im Einklang mit der internationalen Klimaagenda voran.
Die inländische Produktion von SAF öffnet die Tür zu neuen Produktionsketten in den Bereichen Bioenergie, Chemie und Agrarindustrie und fördert Forschung, Entwicklung und Innovation. Gleichzeitig zieht sie Investitionen von Fluggesellschaften, Raffinerien und neuen Akteuren an, die am Markt für nachhaltige Kraftstoffe interessiert sind.
SAF spielt auch eine strategische Rolle dabei, sicherzustellen, dass Brasilien seinen Anteil an internationalen Strecken hält und ausbaut. Da Länder und Wirtschaftsblöcke in den kommenden Jahren strengere Dekarbonisierungsziele fordern, wird der Einsatz nachhaltiger Treibstoffe für in Brasilien tätige Fluggesellschaften von entscheidender Bedeutung sein, um auf den anspruchsvollsten Märkten wettbewerbsfähig zu bleiben.
Petrobras-Tests
Petrobras ist führend in der experimentellen Produktion von SAF in Brasilien und erzielte in seinen Raffinerien beispiellose Ergebnisse. In der Henrique Lage Raffinerie (Revap) in São José dos Campos, São Paulo, produzierte das Unternehmen erstmals eine Charge Flugkerosin. Für diesen Artikel erläutert Revap-Geschäftsführer Alexandre Coelho den Prozess:
„Während der Tests bei Revap wurde Pflanzenöl in den traditionellen Produktionsprozess von Flugkerosin (QAV) integriert, wodurch ein Anteil erneuerbarer Komponenten von bis zu 1,2 % erreicht wurde. Dieser Prozentsatz, so gering er auch erscheinen mag, stellt eine erhebliche Reduzierung des CO2-Fußabdrucks des endgültigen Kraftstoffs dar. Dies ist ein Ansatz zur Herstellung von Kraftstoffen mit erneuerbaren Inhaltsstoffen, der geringere Investitionen erfordert, da vorhandene Ressourcen genutzt werden. Um dieses Ergebnis zu erzielen, wurden detaillierte verfahrenstechnische Analysen durchgeführt, Druck- und Temperaturvariablen angepasst und eine strenge Laborüberwachung durchgeführt, um sicherzustellen, dass das Produkt die erforderlichen technischen Spezifikationen erfüllt“, sagte er.
Er betonte auch die Bedeutung dieser Initiative. „Die Konsolidierung dieses technologischen Weges ist besonders wichtig, wenn man bedenkt, dass Revap für rund 50 % des gesamten im Land produzierten Flugkerosins verantwortlich ist. Die Raffinerie ist direkt mit dem internationalen Flughafen Guarulhos verbunden, was das Produkt logistisch äußerst wettbewerbsfähig macht.“
Er erläuterte auch die nächsten Schritte. „Das Unternehmen stellt derzeit den technischen Bericht fertig, der bis Ende September bei der Nationalen Agentur für Erdöl, Erdgas und Biokraftstoffe (ANP) eingereicht werden soll. Anschließend wird Petrobras eine Zertifizierungsstelle beauftragen, die die Reduzierung der CO2-Emissionen des Produkts bescheinigen soll. Mit der behördlichen Genehmigung und Zertifizierung ist das Produkt bereit für die Vermarktung und eröffnet dem Unternehmen und der brasilianischen Luftfahrtbranche neue Markt- und Nachhaltigkeitsperspektiven“, so Petrobras abschließend.
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