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Verantwortungsvolle Innovation: Das Engagement der Industrie für PFAS- und PTFE-freie Kunststoffe. Von Matthias Meier, Geschäftsführer von igus Spanien

Verantwortungsvolle Innovation: Das Engagement der Industrie für PFAS- und PTFE-freie Kunststoffe. Von Matthias Meier, Geschäftsführer von igus Spanien

Matthias Meier, Geschäftsführer von igus Spanien

Unternehmen stehen heute vor enormen Herausforderungen, vor allem aufgrund von Unsicherheit, zunehmenden politischen Spannungen und der zunehmenden Klimakrise. Während der Bedarf an Kostensenkungen steigt, steigt der Druck auf Unternehmen, nachhaltige Praktiken umzusetzen. Dieses Dilemma stellt kein Hindernis dar, sondern bietet uns die einmalige Chance, Produktionsparadigmen zu verändern und den Weg in eine verantwortungsvollere Zukunft zu ebnen.

Perfluoralkylverbindungen (PFAS) und insbesondere Polytetrafluorethylen (PTFE) sind aufgrund ihrer außergewöhnlichen Eigenschaften wie chemischer, thermischer und mechanischer Beständigkeit seit Jahrzehnten in verschiedenen industriellen Anwendungen unverzichtbar. Ihre Umweltbeständigkeit und die Risiken für die menschliche Gesundheit geben jedoch zunehmend Anlass zur Sorge. PFAS, die als „ewige Chemikalien“ bekannt sind, sind schwer abbaubar und können jahrhundertelang in der Umwelt verbleiben und sich in Boden, Wasser und Lebewesen anreichern. Studien der Europäischen Umweltagentur (EUA) zufolge sind mehr als 17 % des europäischen Grundwassers mit PFAS kontaminiert, und in Environmental Science & Technology Letters veröffentlichte Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass mehr als 99 % der Menschen Spuren dieser Substanzen im Körper haben. Diese Verbindungen werden mit verschiedenen schädlichen Auswirkungen wie beispielsweise Störungen des Hormonsystems in Verbindung gebracht. Sogar PTFE, das als stabiler gilt, kann bei der Herstellung und Verbrennung PFAS freisetzen und so die Umweltprobleme verschärfen (ECHA, 2023).

Die Komplexität des Problems wird noch verschärft, wenn man bedenkt, dass viele Industriezweige aufgrund der einzigartigen Eigenschaften dieser Materialien stark auf PFAS und PTFE angewiesen sind. Ihre Beständigkeit gegen Hitze, Wasser und Chemikalien macht sie in kritischen Anwendungen wie der Luft- und Raumfahrt, der Automobil- und der Rüstungsindustrie unverzichtbar. Darüber hinaus spielen sie eine Schlüsselrolle in Technologien der Energiewende: Sie sind unverzichtbar für die Herstellung von Membranen für die Wasserstoffproduktion, von Solarmodulen und von Wasserelektrolysesystemen zur Erzeugung von grünem Wasserstoff. Auch in der Halbleiterherstellung sind sie von entscheidender Bedeutung, was ihre strategische Bedeutung in Hochtechnologiesektoren unterstreicht. Laut der Europäischen Chemikalienagentur (European Chemicals Agency, ECHA) stellen diese Anwendungen zusätzliche Herausforderungen bei der Suche nach praktikablen technischen Alternativen ohne Kompromisse bei Leistung oder Haltbarkeit dar.

Angesichts dieser Situation hat die Europäische Union entschlossene Maßnahmen ergriffen, um die Verwendung dieser Stoffe zu reduzieren. Der 2023 von fünf Mitgliedstaaten vorgelegte Vorschlag für eine weltweite Beschränkung von PFAS sieht ein Verbot von mehr als 10.000 Chemikalien innerhalb eines Rechtsrahmens vor, der Verordnungen wie REACH und die Trinkwasserrichtlinie umfasst. Diese sollen die Belastung von Mensch und Umwelt durch dauerhafte Chemikalien begrenzen – mit Ausnahmen nur in kritischen Anwendungen, in denen es noch keine praktikablen Alternativen gibt. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) bestätigte kürzlich, dass dieser Übergang technisch machbar ist, und bekräftigte damit das regulatorische Engagement für eine PFAS-freie Zukunft.

Es reicht jedoch nicht aus, auf das Inkrafttreten von Vorschriften zu warten; die Industrie muss proaktiv handeln, um diesen Wandel voranzutreiben. Die Suche nach nachhaltigen Alternativen bedeutet nicht, Kompromisse bei der technischen Leistung einzugehen. Wir haben fortschrittliche Polymere entwickelt, um einige PFAS und PTFE vollständig zu eliminieren, ohne dabei wichtige Eigenschaften wie chemische Beständigkeit, thermische Stabilität oder geringe Reibung zu beeinträchtigen. Diese Materialien bieten innovative Lösungen, die nicht nur die anspruchsvollsten Umweltstandards erfüllen, sondern auch Aspekte wie Energieeffizienz und Haltbarkeit im Vergleich zu herkömmlichen Kunststoffen verbessern.

Die Umstellung auf PFAS-freie Materialien erfordert von Unternehmen zudem einen strategischen Ansatz. Dazu gehört die Neugestaltung von Produkten unter Berücksichtigung ihres gesamten Lebenszyklus, die Implementierung von Prozessen auf Basis „grüner Chemie“ und die Zusammenarbeit mit Technologiezentren und Lieferanten, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben. Viele Branchen setzen diesen Ansatz bereits um; mehr als 60 % unserer Kunden haben bereits damit begonnen, dauerhaft chemiefreie Komponenten in ihre Produkte zu integrieren. Dies zeigt, dass es möglich ist, den Vorschriften voraus zu sein und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu verbessern.

Matthias Meier ist seit der Gründung im April 2000 CEO von igus Spanien.

Der gebürtige Deutsche hat einen Abschluss als Kunststofftechniker und einen Doktortitel in Wirtschaftswissenschaften. Drei Jahre lang lebte er in Südamerika, wo er gemeinsam mit einem Partner ein Unternehmen für Kunststoffspritzguss gründete. Seit 28 Jahren arbeitet er für den multinationalen Konzern igus. Seine Karriere begann 1997 als International Sales Manager bei der igus GmbH in Deutschland, bis er im Jahr 2000 nach Spanien zog, um dort eine neue Unternehmenszentrale aufzubauen.

Über @CDOverde Arturo Larena, Direktor von EFEverde.com, moderiert die Diskussion beim Última Hora/Valores Forum, das von der Serra Group in Palma de Mallorca organisiert wird.

Green Opinion Makers #CDO ist ein kollektiver Blog, koordiniert von Arturo Larena , Direktor von EFEverde

Diese Kolumne darf unter Angabe der Autoren und von EFEverde frei reproduziert werden.

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Dieser „Green Influencer“-Blog war Finalist bei den Orange Journalism and Sustainability Awards 2023 in der Kategorie „Neue Formate“.

efeverde

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