Häfen sind das Rückgrat der europäischen Windenergie.

Diese Woche rückt das Treffen der WindEurope Ports Platform in Irland eine einfache Wahrheit in den Fokus: Ohne Investitionen in Häfen gibt es keinen Wind. Die Häfen rüsten auf. Das Treffen findet statt, während Europa zwei wichtige Strategien für 2026 vorbereitet: die EU-Strategie für die maritime Industrie und die EU-Hafenstrategie.
Häfen sind für die Windenergie unerlässlich. Europaweit stehen Häfen vor neuen Herausforderungen. Das rasante Wachstum der Offshore-Windenergie erfordert mehr Platz, eine leistungsfähigere Infrastruktur und eine verbesserte Logistik. Größere Turbinen und neue Technologien verlangen von den Häfen eine schnelle Anpassung. Der Ausbau der Offshore-Windenergie verläuft jedoch deutlich schneller als die Hafenerweiterung. Unterschiedliche Windkraftprojekte erfordern zudem Spezialisierungen der Häfen, sei es für die Fertigung, Installation, Montage oder Wartung. Der Umfang ist beträchtlich: Europäische Häfen benötigen in den kommenden Jahren insgesamt zusätzliche Investitionen in Höhe von 2,4 Milliarden Euro, um die Ziele für 2050 zu erreichen.
Häfen sind jedoch nicht nur für Offshore-Windparks von entscheidender Bedeutung. In vielen Regionen – darunter auch Irland – werden auch Ausrüstungen für Onshore-Windparks über Häfen transportiert. Turbinenkomponenten, Rotorblätter und Türme werden über die Hafeninfrastruktur verschifft, umgeschlagen und ins Landesinnere gebracht. Dadurch sind Häfen ein wesentlicher Faktor für die Entwicklung von Windenergieanlagen sowohl an Land als auch auf See.
Finanzierungs- und politische Rahmenbedingungen freisetzen
Um diese Investitionen zu ermöglichen, ist eine Mischung aus öffentlicher und privater Finanzierung erforderlich. Europäische Häfen profitieren von EU-Förderprogrammen wie der Fazilität „Connecting Europe“ und Krediten der Europäischen Investitionsbank. Auch die nationalen Regierungen können durch Garantien, gezielte Fördermittel und Maßnahmen zur effizienten Nutzung bestehender Infrastruktur einen Beitrag leisten. Eine stärkere grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen den Häfen trägt dazu bei, Doppelarbeit zu vermeiden und Ressourcen optimal zu nutzen.
In Irland stellt die unzureichende Hafeninfrastruktur ein erhebliches Hindernis für die Offshore-Windenergie dar. Die Regierung hat einen nationalen Plan zur Entwicklung der Offshore-Windenergie ins Leben gerufen. Dies ist ein positiver Schritt. Es werden jedoch weitere Mittel benötigt. Eine Ausschreibung für 900 MW Offshore-Windenergie wird im November erwartet. Bis der Zuschlag erteilt wird und der Bau beginnt, sollte die Hafeninfrastruktur bereits vollständig betriebsbereit sein, um eine zeitnahe und effiziente Umsetzung zu gewährleisten.
Die Europäische Kommission wird im ersten Quartal 2026 zwei zentrale Strategien vorstellen. Die EU-Strategie für die maritime Industrie konzentriert sich auf die Förderung des Schiffbaus in Marktsegmenten, in denen Europa wettbewerbsfähig bleibt, insbesondere bei Versorgungsschiffen und Crewtransferschiffen. Die EU-Hafenstrategie zielt auf eine stärkere Koordinierung zwischen den Mitgliedstaaten ab, um Zeitpunkt und Umfang von Offshore-Windparkausschreibungen aufeinander abzustimmen, die Genehmigungsverfahren für Hafenausbauten zu beschleunigen und die finanzielle Unterstützung durch den Gemeinsamen Umweltfonds (CEF) und die Europäische Investitionsbank zu stärken. Beide Strategien anerkennen Häfen als zentrale Energie- und Verkehrsknotenpunkte.
Europa investiert massiv in seine Häfen. Der Vorschlag der Europäischen Kommission für den neuen langfristigen Haushalt, den mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) für 2028–2034, sieht 81,4 Milliarden Euro für die Fazilität „Connecting Europe“ (CEF) vor. Davon fließen rund 34 Milliarden Euro über CEF Transport in die Verkehrsinfrastruktur, einschließlich der Häfen. Zum Vergleich: Das aktuelle Budget von CEF Transport (2021–2027) beträgt rund 24 Milliarden Euro. Diese Erhöhung wird sehr begrüßt. Eine bessere Finanzierung eröffnet mehr Möglichkeiten, unsere Offshore-Windhäfen zu verbessern und auszubauen.
Häfen an vorderster Front
Die Häfen warten nicht ab. Sie modernisieren ihre Anlagen, erweitern ihre Kapazitäten und arbeiten mit Industriepartnern zusammen, um den Bedarf der Windenergiebranche zu decken. In den letzten drei Jahren wurden 4,4 Milliarden Euro in die Hafeninfrastruktur investiert. Mit diesen Investitionen kann Europa seine Offshore-Windziele für 2030 erreichen und eine Installationskapazität von mindestens 10 GW/Jahr erzielen. Der Ausbau der Offshore-Windenergie muss jedoch nach 2030 auf 15 GW/Jahr weiter gesteigert werden. Dafür sind zusätzliche Investitionen in Höhe von 2,4 Milliarden Euro erforderlich.
Die Botschaft aus Irland ist eindeutig: Häfen ermöglichen Offshore- und Onshore-Windparks. Investitionen müssen weiter fließen. Mit den richtigen Strategien und der entsprechenden Finanzierung werden Häfen auch künftig Europas Investitionen in saubere Energie vorantreiben. Ohne Hafeninvestitionen gibt es keine Offshore-Windkraft – und Europas Häfen sind bereit, ihren Beitrag zu leisten.
Erik Bertholet, Business Manager bei Eemshaven: „Die Sicherung eines Hafens ist heutzutage genauso wichtig wie die Sicherung einer Turbine, eines Fundaments und eines Installationsschiffs.“
Diana Barrios, Leiterin der Mitgliederabteilung bei WindEurope: „Ohne strategische Investitionen in die Hafeninfrastruktur kann die Offshore-Windenergie nicht ausgebaut werden. Europa muss Häfen als Energieanlagen und nicht nur als Verkehrsknotenpunkte betrachten.“
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